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Mädchen in der Schule

Hören in der Schule

Warum ist Hören in der Schule so wichtig?

Gutes Hören ist für erfolgreichen Unterricht unverzichtbar.

  • Kinder verbringen mindestens 45 % ihres Schultages mit Zuhören (Berg 1993). Ein gutes Hörvermögen ist also eine Grundvoraussetzung für erfolgreichen Schulunterricht.
  • Der größte Teil des Wissens wird in der Schule akustisch übermittelt.

Hören als Leistung des Gehirns

Kindern fällt das Sprachverstehen im Störlärm deutlich schwerer als Erwachsenen.

  • Die Reifung des auditorischen Systems im Gehirn von Kindern ist erst mit 13 - 15 Jahren abgeschlossen. Bis dahin können Kinder Sprache im Störlärm deutlich schlechter verstehen als Erwachsene (Elliott 1979), (Elliott et al. 1979), (Neuman, Hochberg 1983), (Spreng 2002).
  • Zusätzlich fehlt Ihnen die Erfahrung mit Sprache, so dass ihnen semantische und syntaktische Ergänzungen zur Überbrückung fehlender Informationen nur eingeschränkt möglich sind. Um den Sinn eines Satzes zu erfassen, benötigen Kinder einen wesentlich höheren Anteil an verstandenen Worten als Erwachsene. (Boothroyd 2002)
  • Die kognitive Leistung, die Kinder für das akustische Verstehen der Sprache aufwenden müssen, fehlt für das Verstehen des Inhalts der Sprache. Unter akustisch schlechten Bedingungen fällt es Grundschulkindern deutlich schwerer mündliche Anweisungen auszuführen als unter guten Bedingungen (Klatte, Schick 2007).

Akustische Grundlagen des Sprachverstehens

Kinder müssen unter ungünstigen akustischen Bedingungen einem z.T. weit entfernten Sprecher zuhören, den sie leiser hören als die Geräusche aus der direkten Umgebung.

  • Wichtig für das Verstehen von Sprache ist vor allem das Verhältnis des Nutzschalls (Sprache des Lehrers oder Wortmeldungen der Schüler) zum Störgeräusch (Umgebung, Geräusche der Mitschüler, Nachhall im Klassenraum). Im Allgemeinen wird die Abkürzung S/N nach dem englischen Signal to Noise Ratio verwendet. (Boothroyd 2004)
  • Der Geräuschpegel in einem normalen Klassenraum liegt zwischen 55 und 60 dB und häufig auch darüber (Tiesler 2002), (Crandell, Smaldino 2000), (Rosenberg et al. 1999).
  • In den hinteren Reihen des Klassenraums ist die Sprache des Lehrers oft leiser als die Geräusche aus der Klasse zu hören (Boothroyd 2004), (Crandell, Smaldino 2000).

Unerkannte und temporäre Hörprobleme

In jeder Klasse sind statistisch 3 Kinder mit einem nicht bekannten Hörproblem.

  • In einer Studie mit 1228 Schülern im Nashville Metropolitan School District wurden bei 11,3% der Kinder Hörstörungen festgestellt. Die betroffenen Kinder zeigten signifikant schlechtere schulische Leistungen. So mussten 37% die Klasse wiederholen, während die Quote aller Kinder bei 4% liegt (Bess et al. 1998).
  • Die Häufigkeit unerkannter Hörstörungen wurde in einer unveröffentlichten Studie der Fördergemeinschaft Gutes Hören an 340 Kindern im Landkreis Cloppenburg, mit Hörstörungen bei 12% der Kinder bestätigt. Auch hier registrierten die Lehrer die geringeren schulischen Leistungen.

Kinder mit Migrationshintergrund

Kinder mit nichtdeutschem Elternhaus haben zusätzliche Probleme den Lehrer zu verstehen.

  • Überproportional viele Schüler aus Migrantenfamilen verlassen die Schule ohne Abschluss. In einigen Bundesländern ist der Anteil dieser Schüler unter den Schulabbrechern doppelt so hoch wie in der gesamten Schülerschaft (Bertram 2006).
  • Kinder, die die Unterrichtssprache nicht als Muttersprache beherrschen, müssen die für sie fremden Phoneme besonders klar hören können, um die Sprache korrekt sprechen, verstehen, lesen und schreiben zu lernen. Ihr Sprach-verstehen im Unterricht ist für schlechte akustische Bedingungen besonders anfällig. Dies zeigte eine Untersuchung in den USA an Kindern, die Englisch als zweite Sprache lernen (Crandell, Smaldino 1996).

Kinder mit Entwicklungsstörungen

Kinder mit Entwicklungsstörungen ADS, ADHS, AVWS oder LRS haben zusätzliche Probleme mit dem Sprachverstehen in lauter Umgebung.

  • Kinder mit Entwicklungsstörungen, wie Störungen der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, der Sprachentwicklung oder Lese-Rechtschreib-Schwächen können Sprache schlechter aus dem Störgeräusch im Klassenraum herausfiltern und haben damit ihren Mitschülern gegenüber eine weitere Benachteiligung (Geffner et al. 11.03.1996) ,(Nelson et al. 2005), (Ziegler et al. 2005), (Banaschewski et al. 2000).

In jeder Klasse sind statistisch 5-10 Kinder mit mindestens einem der bisher aufgeführten Probleme.

Mangelhaftes Sprachverstehen wird häufig nicht erkannt, sondern als allgemeines Fehlverhalten missdeutet.

Lesekompetenz an deutschen Schulen

20% der 15-Jährigen an deutschen Schulen können nur einfachste Texte inhaltlich erfassen.

  • In zehn Bundesländern haben mehr als 20% der 15-jährigen Schüler laut PISA 2006 keine ausreichende Lesekompetenz (Kompetenzstufe 1 oder darunter) (Prenzel et al. 2007).
  • Das Erlernen des Lesens hängt stark vom phonologischen Bewusstsein ab, das stark von der Hörumgebung in der Schule geprägt wird (Flexer et al. 2002).

Lehrergesundheit

Lehrer sind, durch die Notwendigkeit sehr laut zu sprechen, stimmlich stark belastet.

  • Lehrer haben häufiger als andere Berufsgruppen Stimmprobleme. In einer Studie der Universität Iowa USA berichteten 20% der befragten Lehrer über aktuelle Stimmprobleme, jedoch nur 6% einer Vergleichsgruppe aus anderen Berufen. Von den befragten Lehren gaben 20% an, innerhalb des Jahres mindestens einen Tag wegen Stimmproblemen arbeitsunfähig gewesen zu sein (Smith et al. 1997). Eine zweite Studie der selben Universität ergab ein doppelt so häufiges Auftreten von Stimmstörungen bei Lehrern als bei anderen Berufsgruppen (Titze et al. 1997).
  • Die statistische Fehlzeit von Lehrern in Deutschland entspricht weitgehend dem Durchschnitt aller Berufe. Mit 17% häufigste Krankheitsursache sind Erkrankungen der oberen Atemwege, unter die auch Erkrankungen der Stimme fallen (Badura et al. 2001), (Badura, Bienert 2009). Das lässt den Schluss zu, dass auch in Deutschland Lehrer häufig von Stimmproblemen betroffen sind. Persönliche Berichte von Lehrern bestätigen dieses.
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